Heute entscheiden nicht nur Plakate, Veranstaltungen und Fernsehduelle über den Ausgang von Wahlen. Wer bei den Bürgern punkten will, muss sie persönlich ansprechen und Lösungen für individuelle Probleme anbieten. Das gilt besonders für Wechselwähler und Wähler, die noch unentschieden sind. Die US-Wahl im Jahr 2016 hat gezeigt, dass eine auf Persönlichkeitsprofilen basierende Ansprache eine neue Qualität der Einflussnahme auf Wahlentscheidungen ermöglicht. Wir erklären, ob ähnliche Strategien auch in Deutschland eine Gefahr darstellen und ob man sich dagegen wehren kann.
Wie Nutzer im Internet unbewusst ihre politische Meinung verraten
Vertraut man einem Artikel der Schweizer Zeitschrift „Das Magazin“, lässt sich der überraschende Wahlsieg Donald Trumps vor allem auf eines zurückführen: der systematischen Auswertung von Onlinedaten und einer daraus erstellten, maßgeschneiderten Wähleransprache. Trumps Wahlkampf, vor allem der im Internet, basierte grob auf zwei Strategien: Psychometrie und Targeting.
Psychometrie
Fans der Serie „Monk“ sind eher konservativ, während Anhänger von „The Walking Dead“ sich im Allgemeinen Sorgen über Einwanderung machen. Das mag albern klingen, statistisch stimmen solche Verallgemeinerungen aber auffallend oft. Dahinter steckt das sogenannte Psychometrie-Verfahren, welches das Charakterbild eines Menschen anhand fünf verschiedener Faktoren bestimmt:
- Offenheit
- Gewissenhaftigkeit
- Geselligkeit
- Verträglichkeit
- Verletzlichkeit
Dabei lässt sich die Persönlichkeit durch gezielte Tests, aber ebenso durch das tägliche Onlineverhalten ableiten. Nicht nur Facebook-Likes, sondern auch Onlinekäufe, Besuche von Internetseiten sowie Bewegungs- und Kommunikationsmuster erlauben erstaunlich genaue Rückschlüsse. Laut Psychometriker Michal Kosinski von der Universität Stanford (Kalifornien) ergeben bereits 68 Datenpunkte einer Person – etwa besuchte Websites, Surfzeiten und Kaufgewohnheiten – eine 95-prozentige Treffsicherheit bei der Bestimmung ihrer Hautfarbe.
Fast genauso hoch sind die Trefferquoten bei der sexuellen Orientierung (88 Prozent) und politischen Gesinnung (85 Prozent). Auch Intelligenz, Religionszugehörigkeit sowie Alkohol-, Zigaretten- und Drogenkonsum können ermittelt werden.
Targeting
Breite Zielgruppen wie Frauen ab 40 oder Bewohner einer bestimmten Kleinstadt zu adressieren, zieht hohe Streuverluste nach sich. Erfolgversprechender ist es dagegen, auf Basis von Persönlichkeitsprofilen kleine Gruppen zu definieren und diese mittels Targeting ganz gezielt anzusprechen. Auf diese Weise ließe sich dann zum Beispiel nach älteren, konservativen Wechselwählern aus Berlin fahnden, die unzufrieden mit ihrer Lebenssituation sind. Oder nach jungen Umweltschützern in Hamburg.
Für die wichtigsten Gruppen werden im nächsten Schritt maßgeschneiderte Wahlbotschaften formuliert, um diese Gruppen gezielt zu manipulieren. Laut „Das Magazin“ (Ausgabe vom 3. Dezember 2016) setzte Trump genau auf diese Taktik. Sein Team verschickte zum Beispiel nach dem dritten TV-Duell mit Hillary Clinton 175.000 speziell auf die verschiedenen Zielgruppen zugeschnittene Variationen seiner Argumente, unter anderem auf Facebook. So vermittelte er den Eindruck, als würde er allen Menschen aus der Seele sprechen, indem er genau das ankündigte, was sie erwarteten.
Wahlkampfmanipulation: Auch in Deutschland möglich!
Lässt sich das Ganze überhaupt auf Deutschland übertragen? eBlocker-CEO Christian Bennefeld kann sich das gut vorstellen: „Von jedem Internetnutzer stehen heute umfassende Persönlichkeitsprofile zur Verfügung, die sicher auch zur Wahlmanipulation verwendet werden können. In Deutschland haben wir zwar auf dem Papier strengere Datenschutzgesetze – die sind aber leider nichts wert.“ Im Klartext geben Nutzer Unternehmen wie Google und Facebook durch die Zustimmung der AGB grünes Licht für eine personenbezogene Totalüberwachung.
Dadurch entstehen im Laufe der Zeit diese für Politiker so interessanten Profile, die umfassend und lückenlos einzelnen Personen und Personengruppen zugeordnet sind. Im Prinzip ist es für Parteien problemlos möglich, im großen Stil an solche Persönlichkeitsprofile zu gelangen. Dazu müssen sie sich allerdings Zugang zu den Daten verschaffen – und das geht nur über die Datensammler!
„Die Popularität einzelner Parteien bei der Bundestagswahl wird das vielleicht nicht maßgeblich beeinflussen, aber den einen oder anderen Prozentpunkt – vielleicht den entscheidenden – kann das schon ausmachen“, warnt Bennefeld.
Durch Mikro-Targeting und „Filterblasen“ wird die Zielgruppe identifiziert. Sie lässt sich dann manipulieren, indem ihr aus dem schier unbegrenzten Angebot an Nachrichten, Meinungen und Grafiken nur das angezeigt wird, was ihre Zustimmung bekommt und sie zufrieden stellt. Was Kritik oder ihren Widerspruch hervorrufen könnte, wird ausgeblendet. Der Zielgruppe wird quasi eine vorgefertigte Meinung angeboten, der sie sich nur anzuschließen braucht.
Haustür statt Facebook
Tatsächlich setzen die deutschen Parteien aber verstärkt auf das persönliche Gespräch an der Haustür. Hört sich altmodisch an, ist aber gar nicht so weit vom „modernen“ Internet entfernt. Denn die Wahlhelfer wissen in der Regel vorher ganz genau, mit wem sie es zu tun haben. Ob konservativ oder eher links, Single oder Familienvater, Gutverdiener, Arbeitsloser oder Rentner – vor dem Klingeln haben sie die richtigen Themen schon parat. „Nicht nur Internetprofis haben Möglichkeiten, dieser Profilbildung etwas entgegenzusetzen“, rät Bennefeld.
Also die Antwort auf die Frage lautet: “Was kann ich tun, um das Internet zu stoppen, um mehr über mich und meine persönlichen Vorlieben zu erfahren? Wer diese Informationsflut verhindern will, muss handeln. Um Ihre Privatsphäre im Internet wirksam zu schützen, müssen Sie alle Tracking-Dienste, Anzeigenserver und Datensammler blockieren. Die clevere Lösung ist der eBlocker. Das Gerät verbirgt Ihre IP-Adresse, stoppt Datensammler und blockiert Werbung – bequem für alle Internet-Geräte in Ihrem Heimnetzwerk und ohne komplizierte Software-Installation.