Oh du Fröhliche? Das gilt in der Vorweihnachtszeit eher für die Shopbetreiber als für den Kunden. Denn: Was dem einen Kunden als Schnäppchen angeboten wird, bekommt der andere zu einem weit höheren Preis – vom gleichen Shop! Das Prinzip hinter dieser Form der Gewinnoptimierung nennt sich Dynamic Pricing: die flexible Anpassung von Preisen an das individuelle Persönlichkeitsprofil der Kaufinteressenten, basierend auf nicht existentem Datenschutz im Onlineshop.
Datenschutz? Im Onlineshop wird der Kunde durchleuchtet!
Möglich sind Methoden wie Dynamic Pricing durch die zunehmende Transparenz der Konsumenten, denn Datenschutz im Onlineshop ist nicht mehr als ein frommer Wunsch. Die scheinbare Anonymität im Internet ist einer realen Massenüberwachung gewichen, der sich niemand entziehen kann. Mit jedem Aufruf einer Webseite hinterlässt der vielzitierte „gläserne Kunde“ zahlreiche Spuren.
Jeder einzelne Klick wird getrackt. Sind diese häufig personenbezogenen Spuren einmal in den Datenbanken gelandet, lassen sie sich kaum mehr verwischen. Sie liefern genügend Informationen, um ein unverwechselbares Persönlichkeitsbild zu erstellen, das nicht einmal der beste Freund so genau zeichnen könnte. Im Fall von Dynamic Pricing reicht häufig schon die Information, über welches Endgerät ein Nutzer auf das Internet zugreift, um seine Kaufkraft zu analysieren.
Doch die Profildaten enthalten nicht nur Informationen zu Kaufkraft und Kaufinteressen, sondern auch sensible Daten zum Gesundheitszustand, zu sexuellen Vorlieben oder der politischen Orientierung, die allein aus dem Surfverhalten gebildet werden. Mit jedem Klick wird das Profil detailreicher – aber nicht immer entspricht das entstehende Bild der Realität.
Der Weihnachtsmann: Ein kaufsüchtiger, fremdgehender Schmuggler?
Welche Ausmaße die Verwertung der gesammelten Informationen annehmen kann, zeigt ein Blick auf einen, der in puncto Onlineshopping wohl der optimale Kunde wäre: der Weihnachtsmann.
Während er früher nur darauf achten musste, keine verräterischen Abdrücke im Schnee zu hinterlassen, machen die digitalen Spuren des modernen Weihnachtsmanns seinem Ruf zu schaffen. War er einst höchstens hinter Rudolfs roter Nase zu erspähen, verraten heute seine Internetzugriffe und die Suche nach Wegbeschreibungen seinen genauen Standort – und lassen verdächtig viele Auslandsreisen in kurzer Zeit erkennen.
Die Daten bleiben auch den Behörden nicht verborgen, und längst muss er sich vor Polizei und Finanzamt regelmäßig wegen Verdachts auf Schmuggel verantworten. Besonders zum Ende des Jahres ist der Weihnachtsmann stark im Stress und fast Tag und Nacht online, bewegt sich aber den Rest des Jahres kaum und ist stark übergewichtig. Jedes Jahr nach Weihnachten besucht er haufenweise Diätseiten. Seine Krankenversicherungsbeiträge sind deshalb ins Unermessliche gestiegen.
Das Tablet hat der Weihnachtsmann immer auf dem Schoß, und natürlich blinken im Sekundentakt Werbeanzeigen für Touchpad-kompatible Handschuhe auf, sobald er sich in kältere Gegenden begibt. Da er große Mengen an Parfums und Geschenkartikeln für Kinder kauft, liegt der Verdacht nahe, er führe außereheliche Beziehungen, weshalb er ständig Werbung für Dating-Portale angezeigt bekommt. Außerdem wurde sein Dispo gestrichen – wegen Verdachts auf Kaufsucht.
Datenschnüffelei statt Datenschutz im Onlineshop macht den Weihnachtsmann für die Shopbetreiber zum berechenbaren Kunden. Nach dem Gesetz des Dynamic Pricing ist es also nur eine logische Konsequenz, dass der gute Santa für Spielsachen und Geschenkartikel einen höheren Preis bezahlen darf als weniger kaufkräftige Kunden.
Fehlender Datenschutz im Onlineshop ist Eingriff in die Intimsphäre
Wir alle wissen, dass dieses Profil ein reines Kunstgebilde ist. Dennoch beschreibt es eine im Internetalltag längst gebräuchliche Praxis: Kein Internetnutzer ist mehr davor sicher, dass anhand seiner Daten ein Persönlichkeitsprofil erstellt wird, das tief in die Intimsphäre eingreift und unter Umständen ein ganz falsches Bild zeichnet.
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