Für eine eindeutige Identifizierung benötigt ein Gerät innerhalb eines Datennetzwerkes eine Anschrift – sei es im heimischen WLAN oder im Internet. Nur so lässt sich sicherstellen, dass Datenpakete beim richtigen Empfänger ankommen. Dies geschieht über die sogenannte IP-Adresse. Aber die lässt auch vielsagende und unerwünschte Rückschlüsse auf den Nutzer zu. Warum es besser ist, die IP-Adresse zu verbergen, sagen wir hier!
Über Monate die gleiche IP-Adresse
Das Kürzel IP steht für Internet Protokoll – der Netzwerkstandard, mit dem Computer im Internet kommunizieren. Dabei ist die aus einer Ziffernfolge wie 10.11.12.13 bestehende IP-Adresse Ihre persönliche Kommunikationsadresse. Die IP-Adresse wird Ihnen dynamisch von Ihrem Internetanbieter zugewiesen. Dynamisch heißt in diesem Zusammenhang, dass sich die IP-Adresse ändert – also kann Ihre heutige Adresse morgen Ihrem Nachbarn zugewiesen werden und übermorgen einem ganz anderen Nutzer.
Zumindest theoretisch. Früher wurde die Internetverbindung vom Provider nachts unterbrochen und dem Kunden eine neue IP-Adresse zugewiesen. Das ist heute häufig nicht mehr so – die Menge der DSL-Anschlüsse und die Tatsache, dass über das Internet auch telefoniert wird, haben dafür gesorgt, dass wir über Monate die gleiche IP-Adresse haben. Die Folge: Sie sind im Internet anhand der IP-Adresse häufig wieder zu erkennen.
Der Europäische Gerichtshof (EuGH) entschied 2016, dass die dynamische IP-Adresse eines Providers ein personenbezogener Datensatz sei. Als personenbezogen gelten all jene Daten, die geeignet sind, die echte Identität einer Person festzustellen – wie eine Telefonnummer. Der Provider, der die IP-Adresse vergibt, weiß, welche IP-Adresse zu einem bestimmten Zeitpunkt einem Kunden zugewiesen wurde.
Nehmen wir einmal an, Sie laden aus Versehen ein Video herunter, das urheberrechtlich geschützt ist. Ihre IP-Adresse wird dabei in der Log-Datei des Seitenbetreibers protokolliert, die wie eine Art „Fahrtenbuch“ des Webservers funktioniert. Darin wird jeder Abruf eines Videos, die abrufende IP-Adresse und die Uhrzeit festgehalten. Gelangt der Filmverleih, der die Rechte an dem Video hält, bei einer Serverdurchsuchung des Videoanbieters an diese Log-Datei, erkennt er sofort, welche IP-Adressen Filme illegal geladen haben. Nun ist es ein Leichtes, über den Internetprovider den Inhaber des Anschlusses zu ermitteln.
Problematisch wird die Situation durch die Tatsache, dass dieser Prozess heute häufig automatisiert abläuft. Große Rechteinhaber wie Warner oder Sony bekommen den benötigten Gerichtsbeschluss sehr leicht und können so direkt beim Provider die zu den IP-Adressen gehörigen Anschlussinhaber abfragen. Massenhafte, automatisierte Abmahnungen sind die Folge.
IP-Adresse anonymisieren hilft bei sensiblen Recherchen
Ein weiteres Beispiel: Beim Einkaufen im Internet hinterlassen Sie eine Bestelladresse. Ändert sich die IP-Adresse über Monate hinweg nicht, weiß der Shop, wer Sie sind, auch ohne dass Sie sich als Kunde mit Ihrem Konto einloggen. Allein über die IP-Adresse lässt sich also die Identität des Anschlussinhabers feststellen und sämtliche Internetaktivitäten auf diese Person zurückführen.
Oder folgender Fall: Sie sind Journalist und recherchieren eine Geschichte zum Islamischen Staat (IS). Zu diesem Zweck besuchen Sie einen IS-Server. So landet Ihre IP-Adresse sowohl auf dem IS-Server als auch bei den Geheimdiensten, die sämtliche Kommunikation zu IS-Servern überwachen.
Letztendlich können alle Recherchen zu sensiblen Themen, die Sie im Internet durchführen, mit Ihnen in Verbindung gebracht werden – ob diese Themen nun die Gesundheit betreffen, sexuelle Vorlieben oder politische Einstellungen. Wer das nicht will, muss seine IP-Adresse verschleiern.
IP-Adresse verbergen: Was kann ich tun?
Zwei gebräuchliche Möglichkeiten zur IP-Anonymisierung sind:
- Tor-Netzwerk: Das Tor-Netzwerk ist ein von Freiwilligen betriebenes, hochsicheres Anonymisierungsnetzwerk. Wenn man es nutzt, wird die eigene IP-Adresse verborgen. Ursprünglich wurde es für Whistleblower und Dissidenten geschaffen, die so vertraulich mit Journalisten in Kontakt treten konnten.
Der Nachteil von Tor: Da es über die Computer der Freiwilligen läuft, kann die Bandbreite sehr stark schwanken – je nachdem, wie viele Computer gerade zur Verfügung stehen und wie viele Nutzer zugreifen. Das Tor-Netzwerk kann manchmal so langsam sein, dass sich darüber kein Musik-Stream wiedergeben lässt. Dann ist es wieder schnell und selbst ein HD-Live-Stream kein Problem.
Der Vorteil von Tor: Es ist ein nichtkommerzielles Projekt, bei dem keine Gebühren anfallen und eine Rückverfolgbarkeit der IP-Adresse unmöglich ist, da jede Verbindung über drei Kontenpunkte verschlüsselt wird. - VPN: Sie können Ihre Datenströme auch über ein virtuelles privates Netzwerk (VPN) leiten und so Ihre IP-Adresse verbergen.
Der Vorteil: VPN-Anbieter sind kommerzielle Anbieter: Es fallen zwar Kosten für Sie an, dafür gibt es hier garantierte Bandbreiten und technische Unterstützung.
Der Nachteil: Der VPN-Anbieter könnte rechtlich zur Herausgabe der Nutzer-IP-Adressen gezwungen werden. Um dies zu vermeiden, zeichnen viele Anbieter zum Schutz der Kunden keine IP-Adressen mehr auf oder agieren aus dem Ausland. Zudem muss man dem Anbieter sehr vertrauen, da man den gesamten Datenverkehr über seine Leitungen schickt und unverschlüsselte Daten mitgeschnitten werden könnten.
Die eigene IP-Adresse zu verbergen reicht nicht aus
Allerdings: Die eigene IP-Adresse zu verbergen ist für anonymes Surfen notwendig, reicht aber nicht aus. Datensammler, sogenannte Tracker, und andere Datensammler können uns ebenso leicht identifizieren. Wer sicher gehen will, dass er im Internet seine Privatsphäre schützt, greift zum eBlocker – die smarte Lösung verschleiert unter anderem die IP-Adresse und blockiert datensammelnde Tracker und Werbung – und das für alle Geräte im heimischen Netzwerk.